Robotics Out Of The Box – Fachhochschule Kiel möchte Laien Programmierung von Robotern ermöglichen
Roboter werden zwar schon seit Jahrzehnten in der Produktion genutzt, ihre Einsatzmöglichkeiten sind aber dennoch begrenzt. Vor allem in kleinen und mittleren Betrieben sind sie noch längst nicht selbstverständlicher Teil der Belegschaft. Das liegt zum einen an Sicherheitsfragen, zum anderen aber auch daran, dass immer noch Expert*innenwissen nötig ist, um Roboter zu programmieren. Das Kooperationsprojekt „Robotics Out Of The Box“ unter der Leitung der Forschungs-und Entwicklungszentrum FH Kiel GmbH möchte dies ändern.
Roboter sind dumm, sagt Prof. Dr. Bernd Finkemeyer. Und er muss es wissen. Er forscht und arbeitet seit über 20 Jahren auf dem Gebiet der Robotik. Vor seiner Berufung an die Fachhochschule Kiel arbeitete Finkemeyer in leitender Funktion bei einem der weltweit führenden Anbieter für Robotertechnologien. Er kennt die Hürden beim Einsatz der Maschinen: „Wenn ich einem Roboter beibringen möchte, z.B. eine Schraube an einem Block einzudrehen, muss ich ihm Schritt für Schritt erklären, was zu tun ist: Nimm die Schraube, hebe sie hoch, bringe sie in Richtung des Blocks - unglaublich viele einzelne Schritte und wenn ich nur einen in der Programmierung vergesse, funktioniert es nicht. Es ist viel umständlicher, als dieselbe Aufgabe einer neuen Kollegin oder einem neuen Kollegen begreiflich zu machen.“
Kein Wunder also, dass viele kleine und mittelständische Unternehmen keine Roboter einsetzen, obwohl sie davon durchaus profitieren könnten. Das wollen die Kooperationspartner von „Robotics Out Of The Box“ ändern. Seit Sommer vergangenen Jahres arbeiten die Fachhochschule Kiel, die Kieler macio GmbH und der mittelständische Produzent hydraulischer Steuerventile Buchholz Hydraulik GmbH daran, die Hürde für den Einsatz von Robotern in der Produktion zu senken. Sabine Hipp möchte als User Experience Designerin der macio GmbH dafür sorgen, dass die technischen Herausforderungen nicht bei den Nutzer*innen ankommen. „Die große Herausforderung ist es, dieses hochkomplexe System so herunter zu brechen, dass es die Sprache der Nutzer*innen spricht. Der Roboter soll als Co-Worker wahrgenommen werden, d.h. ich kann mit dem Roboter so interagieren, wie ich auch mit einem Kollegen oder einer Kollegin interagieren würde.“
Beim industriellen Projektpartner, der Buchholz Hydraulik GmbH, führen die Robotik-Fachleute Hipp und Finkemeyer regelmäßige Tests mit den Nutzer*innen durch und erhalten so wertvolle Hinweise für ihre Arbeit. Am Ende soll ein Programmiersystem für den Mittelstand stehen, das Laien nach einer kurzen Anlernzeit die Erstellung und Anpassung von Roboterapplikationen erlaubt. Grafische Tools sollen eine aufgabenorientierte Programmierung durch die Aneinanderreihung von gelösten Aufgaben ermöglichen. Langfristig soll ein „Robotic Skill App Store“ aufgebaut werden. Die Anwendung der Skills soll die Produktivität der Unternehmen bei gleichbleibender Qualität erhalten oder steigern.
Das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein fördert das Kooperationsprojekt im Rahmen des Landesprogramms Wirtschaft 2014-2020 mit EFRE-Mitteln und Landesmitteln nach Maßgabe der FIT-Richtlinie.
Autorin: Frauke Schäfer, Pressesprecherin der Fachhochschule Kiel